Auskultation

Die Auskultation ist ein essenzielles Diagnosewerkzeug, das durch das Abhören von Körpergeräuschen Einblicke in Herz, Lunge und Bauch liefert.

Stephan Wäsche
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Die Auskultation ist eine grundlegende Technik der medizinischen Diagnostik. Mit einem Stethoskop hört der Arzt Herz-, Lungen- und Darmgeräusche ab, um wichtige Hinweise auf Erkrankungen zu gewinnen.© Foto: pressmaster (freepik)

Die Auskultation ist eine zentrale Untersuchungstechnik in der Medizin, bei der Körpergeräusche abgehört werden, um Hinweise auf den Gesundheitszustand zu erhalten. Mit einem Stethoskop lassen sich Herz-, Lungen-, Gefäß- und Darmgeräusche analysieren, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Diese Methode ist nicht nur ein Symbol ärztlicher Kunst, sondern auch ein unverzichtbares Werkzeug der Diagnostik. Trotz technischer Fortschritte bleibt die Auskultation eine Kombination aus Wissenschaft, Erfahrung und Präzision, die in der klinischen Praxis täglich Leben retten kann.

Auskultation
Synonym
Abhorchen, Abhören
Ausprache (IPA)
[aʊ̯skʊlˈtaːtsi̯oːn]
Plural
Auskultationen
Englisch
Auscultation
Latein
auscultare = abhören, horchen

Auf einen Blick

  • Definition
    Diagnostische Methode zur Wahrnehmung von Körpergeräuschen mit einem Stethoskop, z. B. zur Beurteilung von Herz, Lunge und Darm.
  • Geschichte
    Entwickelt von René Laennec 1816 mit der Erfindung des Stethoskops. Seitdem kontinuierliche Weiterentwicklung.
  • Physikalische Grundlagen
    Analyse von Frequenz, Amplitude, Dauer und Klangcharakter der Geräusche.
  • Arten
    • Direkte Auskultation: Ohr direkt auf Körper.
    • Indirekte Auskultation: Nutzung eines Stethoskops (membran- oder trichterbasiert).
  • Anwendungsgebiete
    • Herz: Herztöne, Geräusche bei Klappenfehlern (z. B. Stenose, Insuffizienz).
    • Lunge: Normale Atemgeräusche, pathologische wie Rasseln, Giemen.
    • Abdomen: Darmgeräusche (hyperaktiv, fehlend).
    • Gefäße: Strömungsgeräusche bei Stenosen oder Aneurysmen.
  • Technik
    Hautkontakt, systematisches Vorgehen, ruhige Umgebung, korrekte Stethoskopnutzung.
  • Fehlerquellen
    Störgeräusche, unzureichende Vorbereitung, falsche Interpretation, mangelnde Erfahrung.
  • Verbesserung
    Regelmäßiges Training, moderne Geräte nutzen, Zweitmeinung einholen, klare Patientenanweisungen.
  • Klinische Bedeutung
    Essentiell für Diagnosen von Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Verdauungserkrankungen.

Definition

Die Auskultation ist eine diagnostische Methode in der Medizin, bei der mittels Stethoskop Körpergeräusche abgehört werden, um Informationen über die Funktion von Organen wie Herz, Lunge, Gefäßen oder Darm zu gewinnen. Sie ermöglicht die Beurteilung von Herztönen, Atemgeräuschen, Darmperistaltik und Gefäßströmungen. Normale sowie pathologische Geräusche, wie Rasseln, Giemen, Strömungsgeräusche oder Reiben, liefern Hinweise auf Erkrankungen wie Klappenfehler, Pneumonien oder Darmstörungen. Die Auskultation ist ein essenzieller Bestandteil der klinischen Untersuchung und kombiniert fundiertes Wissen mit technischer Fertigkeit.

Geschichte der Auskultation

Die Auskultation hat ihre Wurzeln in der Antike, als Hippokrates Körpergeräusche durch direktes Auflegen des Ohrs auf den Patienten abhörte. Der Durchbruch kam 1816, als René Laennec das Stethoskop erfand, ein Holzrohr, das die Geräusche verstärkte und den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient vermied. Dieses einfache Instrument revolutionierte die Diagnostik, insbesondere bei Herz- und Lungenerkrankungen. Mit der Zeit wurde das Stethoskop weiterentwickelt, von flexiblen Modellen bis hin zu digitalen Geräten. Heute bleibt die Auskultation ein essenzieller Bestandteil der klinischen Untersuchung, angereichert durch moderne Technologien wie elektronische Stethoskope und KI-gestützte Analyse.

Grundlagen der Auskultation

Die Auskultation ist eine fundamentale Technik in der medizinischen Diagnostik, die es ermöglicht, durch das Abhören von Körpergeräuschen Informationen über den Gesundheitszustand eines Patienten zu gewinnen. Diese Methode wird insbesondere bei der Untersuchung von Herz, Lunge, Gefäßen und Abdomen angewendet.

Physikalische Grundlagen der Auskultation

Die Auskultation basiert auf der Wahrnehmung akustischer Signale, die durch Schwingungen von Luft oder Flüssigkeiten sowie mechanische Bewegungen im Körper entstehen. Diese Geräusche breiten sich durch verschiedene Gewebe und Hohlräume aus und können mithilfe eines Stethoskops oder elektronischer Hilfsmittel wahrgenommen werden.

Wichtige Parameter dieser Geräusche sind:

  • Frequenz
    Die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde (in Hertz, Hz), die die Tonhöhe eines Geräusches bestimmt.
  • Amplitude
    Die Lautstärke des Geräusches, die auf die Intensität der Schwingungen hinweist.
  • Dauer
    Die Zeitspanne, in der das Geräusch wahrnehmbar ist.
  • Klangcharakter
    Die spezifischen akustischen Eigenschaften, die Rückschlüsse auf die zugrunde liegenden Prozesse erlauben (z. B. rau, weich, hohl klingend).

Arten der Auskultation

  • Direkte Auskultation
    Bei der direkten Auskultation legt der Arzt das Ohr direkt auf den Körper des Patienten. Diese Methode wurde in der Vergangenheit verwendet, ist jedoch durch die indirekte Auskultation mit dem Stethoskop weitgehend ersetzt worden.
  • Indirekte Auskultation
    Hierbei wird ein Hilfsmittel, in der Regel ein Stethoskop, eingesetzt. Es verstärkt und isoliert die Körpergeräusche, sodass sie präziser wahrgenommen werden können. Moderne Stethoskope, einschließlich elektronischer Modelle, ermöglichen zudem die Aufzeichnung und Analyse von Geräuschen.

Anwendungsgebiete der Auskultation

Die Auskultation wird in verschiedenen medizinischen Fachbereichen eingesetzt. Hierzu zählen beispielsweise:

Auskultation des Herzens

Herzgeräusche entstehen durch den Blutfluss und die Klappenbewegungen. Folgende Geräusche können diagnostisch wichtig sein:

  • Herztöne
    Der erste Herzton (S1) resultiert aus der Mitral- und Trikuspidalklappenschließung, der zweite Herzton (S2) aus der Aorten- und Pulmonalklappenschließung.
  • Herzgeräusche
    Turbulente Blutflüsse bei Klappenfehlern (z. B. Stenosen oder Insuffizienzen) erzeugen charakteristische Geräusche.
  • Pathologische Geräusche:
    • Systolische Geräusche (z. B. bei Aortenstenose)
    • Diastolische Geräusche (z. B. bei Mitralstenose)
    • Perikardreiben bei Perikarditis.

Auskultation der Lunge

Die Lungenauskultation zielt darauf ab, pathologische Atemgeräusche zu identifizieren:

  • Normale Atemgeräusche:
    • Vesikuläratmung (normaler Lungengeräuschcharakter).
  • Pathologische Atemgeräusche:
    • Rasselgeräusche: Hinweissymptom für Flüssigkeitsansammlungen in den Alveolen (z. B. bei Lungenödem oder Pneumonie).
    • Giemen und Pfeifen: Häufig bei obstruktiven Erkrankungen wie Asthma oder COPD.
    • Stridor: Bei Verengungen der oberen Atemwege.
    • Pleurareiben: Bei Pleuritis (Entzündung der Lungenhaut).

Auskultation des Abdomens

Die abdominale Auskultation dient der Beurteilung der Darmgeräusche:

  • Normale Darmgeräusche
    Zeichen aktiver Peristaltik.
  • Pathologische Geräusche:
    • Hyperaktive Darmgeräusche: Hinweis auf Durchfälle oder Ileus.
    • Fehlende Darmgeräusche: Können auf paralytischen Ileus hinweisen.
    • Strömungsgeräusche: Bei Gefäßverengungen (z. B. Stenosen der Mesenterialarterien).

Gefäßauskultation

Gefäßgeräusche entstehen durch turbulente Blutflüsse, z. B. bei Arterienstenosen oder Aneurysmen:

  • Karotiden
    Geräusche können auf eine Stenose hinweisen.
  • Abdominale Aorta
    Strömungsgeräusche können auf ein Aneurysma hinweisen.

Technik der Auskultation

Vorbereitung

  • Umgebung
    Eine ruhige Umgebung ist entscheidend, um subtile Geräusche zu erkennen.
  • Patientenposition
    Die Position variiert je nach Zielregion (z. B. sitzend für die Lungenauskultation, liegend für die Herzauskultation).
  • Stethoskopauswahl
    Ein hochwertiges Stethoskop mit dualem Kopf (Membran und Trichter) bietet optimale Flexibilität.

Durchführung

  • Stethoskopplatzierung
    Das Stethoskop sollte mit leichtem Druck aufgesetzt werden, um Artefakte zu vermeiden.
  • Atmungsanweisungen
    Bei der Lungenauskultation kann das Anhalten oder tiefere Atmen hilfreich sein, um Geräusche klarer zu hören.
  • Systematische Untersuchung:
    • Herz: Abhören in den klassischen Punkten (Aorten-, Pulmonal-, Trikuspidal-, Mitralareal).
    • Lunge: Symmetrisches Abhören der Lungenfelder von oben nach unten.
    • Abdomen: Beginnen im rechten unteren Quadranten und systematisch fortfahren.
Technik der Auskultation
Die Technik der Auskultation umfasst eine ruhige Umgebung, korrekte Patientenposition, Hautkontakt mit dem Stethoskop, systematisches Abhören der Zielregionen und klare Anweisungen an den Patienten.

Interpretation von Auskultationsbefunden

Die korrekte Interpretation der Geräusche erfordert fundiertes Wissen und Erfahrung. Die Kombination von Geräuschtyp, Lokalisation, Lautstärke und Rhythmus ermöglicht Rückschlüsse auf mögliche Pathologien. Häufig wird die Auskultation mit weiteren Untersuchungen, wie Sonographie oder EKG, kombiniert, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Klinische Fallbeispiele

  • Herzgeräusch bei Aortenklappenstenose
    Raues, systolisches Geräusch mit Fortleitung in die Karotiden.
  • Herzinsuffizienz
    Häufig sind zusätzliche Herzgeräusche und basale Rasselgeräusche in den Lungen zu hören.
  • Rasselgeräusche bei Pneumonie
    Feuchte Geräusche über den betroffenen Lungenabschnitten.
  • Fehlende Darmgeräusche bei paralytischem Ileus
    Absolutes Fehlen jeglicher Geräusche im Abdomen.
  • Asthma
    Giemen und verlängertes Exspirium sind häufige Auskultationsbefunde.

Häufige Fehler bei der Auskultation

Obwohl die Auskultation eine grundlegende Technik der klinischen Untersuchung ist, unterlaufen dabei häufig Fehler, die zu falschen Diagnosen oder einer unzureichenden Beurteilung führen können. Diese Fehler resultieren oft aus unzureichender Technik, mangelnder Erfahrung oder äußeren Störfaktoren. Im Folgenden werden die häufigsten Fehler und ihre Auswirkungen sowie Möglichkeiten zur Vermeidung beschrieben.

Fehler bei der Vorbereitung

  • Ungünstige Umgebung
    • Problem: Geräusche von außen (z. B. laute Räume, Gespräche oder medizinische Geräte) können die Wahrnehmung der Körpergeräusche beeinträchtigen.
    • Lösung: Eine ruhige Umgebung schaffen. In lauten Umgebungen können elektronische Stethoskope mit Geräuschfilter hilfreich sein.
  • Falsche Patientenposition
    • Problem: Eine suboptimale Patientenposition erschwert die Wahrnehmung bestimmter Geräusche. Zum Beispiel kann eine liegende Position Atemgeräusche maskieren oder den Blutfluss beeinflussen.
    • Lösung: Die Position anpassen, je nachdem, welche Körperregion untersucht wird (z. B. sitzend für die Lungenauskultation, liegend für die Untersuchung des Abdomens).
  • Unzureichender Hautkontakt
    • Problem: Das Abhören durch Kleidung oder dicke Schichten kann Geräusche dämpfen und Artefakte erzeugen.
    • Lösung: Das Stethoskop direkt auf die Haut auflegen, um Geräusche klar und unverfälscht zu hören.

Fehler bei der Stethoskopnutzung

  • Falsche Handhabung
    • Problem: Zu starker Druck des Stethoskops auf die Haut kann hochfrequente Geräusche wie Herzgeräusche oder Atemgeräusche dämpfen.
    • Lösung: Das Stethoskop mit leichtem bis mittlerem Druck auflegen.
  • Falsche Wahl der Stethoskopseite
    • Problem: Die Membran (für hochfrequente Geräusche) oder der Trichter (für niederfrequente Geräusche) wird nicht entsprechend dem diagnostischen Ziel verwendet.
    • Lösung: Die richtige Seite entsprechend der Frequenz des zu untersuchenden Geräuschs wählen:
      • Membran: Hochfrequente Geräusche (z. B. Atemgeräusche, systolische Herzgeräusche).
      • Trichter: Niederfrequente Geräusche (z. B. diastolische Herzgeräusche).
  • Mangelnde Wartung des Stethoskops
    • Problem: Verschmutzungen oder lose Verbindungen am Stethoskop können Geräusche verzerren.
    • Lösung: Das Stethoskop regelmäßig reinigen und auf Schäden überprüfen.

Fehler bei der Technik

  • Unsystematisches Vorgehen
    • Problem: Wenn keine klare Reihenfolge eingehalten wird, können wichtige Bereiche übersehen werden.
    • Lösung: Ein standardisiertes Schema anwenden:
      • Herz: Abhören der vier klassischen Auskultationspunkte (Aorten-, Pulmonal-, Trikuspidal-, Mitralareal).
      • Lunge: Symmetrisches Abhören der Lungenfelder von oben nach unten.
      • Abdomen: Systematisches Abhören aller Quadranten.
  • Zu schnelles Abhören
    • Problem: Kurzes oder oberflächliches Abhören kann subtile, aber klinisch relevante Geräusche (z. B. Herzgeräusche, feine Rasselgeräusche) übersehen.
    • Lösung: Ausreichend Zeit für die Untersuchung einplanen und jedem Bereich die nötige Aufmerksamkeit schenken.
  • Falsches Timing
    • Problem: Geräusche wie Herzgeräusche oder Darmgeräusche werden nicht im richtigen Moment abgehört.
    • Lösung: Den Patienten anleiten, spezifische Atem- oder Bewegungstechniken auszuführen (z. B. tiefes Einatmen für Lungengeräusche oder das Anhalten der Atmung zur Beurteilung von Gefäßgeräuschen).

Fehler bei der Interpretation

  • Fehlende Erfahrung
    • Problem: Ein unerfahrener Arzt kann pathologische Geräusche überhören oder falsch interpretieren, z. B. ein systolisches Herzgeräusch als normal bewerten.
    • Lösung: Regelmäßige Fortbildungen und Übung mit echten Patienten oder simulierten Szenarien, z. B. mit digitalen Stethoskopen, die pathologische Geräusche abspielen können.
  • Überschätzung von Artefakten
    • Problem: Störgeräusche, wie durch Reibung von Kleidung oder die eigene Bewegung erzeugt, können fälschlicherweise als pathologisch interpretiert werden.
    • Lösung: Das Stethoskop ruhig halten und externe Störquellen minimieren.
  • Mangelnde Integration von Befunden
    • Problem: Die Auskultationsbefunde werden isoliert betrachtet, ohne sie mit anderen klinischen Informationen (z. B. Anamnese oder Laborbefunden) zu verbinden.
    • Lösung: Die Auskultation immer im Kontext einer umfassenden klinischen Beurteilung betrachten.

Äußere Faktoren

  • Temperatur
    • Problem: Ein kaltes Stethoskop kann beim Patienten zu Anspannung oder unwillkürlichem Muskelzittern führen, was Geräusche verfälscht.
    • Lösung: Das Stethoskop vor der Anwendung leicht erwärmen.
  • Körpergröße oder -gewicht
    • Problem: Bei adipösen Patienten können Geräusche durch Fettgewebe gedämpft werden.
    • Lösung: Ein elektronisches Stethoskop mit Geräuschverstärkung kann in solchen Fällen hilfreich sein.

Kommunikationsprobleme

  • Unzureichende Patientenanleitung
    • Problem: Wenn der Patient die Anweisungen nicht versteht, z. B. bei der Lungenauskultation nicht tief genug einatmet, können relevante Geräusche überhört werden.
    • Lösung: Klare und verständliche Anweisungen geben, ggf. mit Demonstration.
  • Fehlendes Feedback
    • Problem: Der Patient wird nicht über die Ergebnisse informiert, was Misstrauen oder Unruhe hervorrufen kann.
    • Lösung: Die Auskultationsbefunde kurz erklären und Fragen des Patienten beantworten.

Tipps zur Verbesserung der Auskultationstechnik

Ruhige Umgebung wählen, um störende Hintergrundgeräusche zu minimieren. Das Stethoskop korrekt verwenden, die passende Seite wählen (Membran für hochfrequente, Trichter für niederfrequente Geräusche) und mit leichtem Druck arbeiten, um Verzerrungen zu vermeiden. Direkter Hautkontakt ist essenziell, da Kleidung Geräusche dämpfen kann. Ein systematisches Vorgehen hilft, keine relevanten Bereiche zu übersehen – zum Beispiel die vier Herzareale oder symmetrisch alle Lungenfelder.

Geduld und Zeit sind wichtig, um Geräusche präzise zu analysieren und gegebenenfalls zu wiederholen. Klare Atem- oder Bewegungsanweisungen können die Wahrnehmung bestimmter Geräusche erleichtern. Regelmäßiges Üben mit Patienten, Simulationen oder Audioaufnahmen verbessert die diagnostische Genauigkeit. Das Stethoskop sollte regelmäßig gereinigt und gewartet werden, um eine optimale Klangqualität zu gewährleisten. Zweitmeinungen bei Unsicherheiten einholen, um die Diagnosesicherheit zu erhöhen.

Fallbeispiele zur Auskultation

Fall 1: Herzgeräusch bei Aortenstenose

  • Anamnese
    Ein 68-jähriger Patient klagt über zunehmende Belastungsdyspnoe und gelegentliche Schwindelanfälle bei körperlicher Anstrengung.
  • Befund bei der Auskultation:
    • Raues, systolisches Geräusch am rechten oberen Sternalrand (Aortenareal).
    • Fortleitung des Geräuschs in die Karotiden.
    • Leiser zweiter Herzton (S2).
  • Interpretation
    Typisches Zeichen einer Aortenklappenstenose. Die Fortleitung in die Karotiden und die abgeschwächte S2-Komponente deuten auf eine hochgradige Stenose hin.
  • Diagnose
    Aortenklappenstenose, Bestätigung durch Echokardiografie.

Fall 2: Rasselgeräusche bei Pneumonie

  • Anamnese
    Ein 45-jähriger Patient berichtet über Fieber, produktiven Husten mit gelblich-grünem Auswurf und Brustschmerzen seit fünf Tagen.
  • Befund bei der Auskultation:
    • Feuchte Rasselgeräusche basal rechts.
    • Verstärkte Bronchophonie in der betroffenen Region.
  • Interpretation
    Die feuchten Rasselgeräusche und die verstärkte Bronchophonie sind charakteristisch für eine alveoläre Konsolidierung, wie sie bei einer Pneumonie vorkommt.
  • Diagnose
    Lobäre Pneumonie, bestätigt durch Thoraxröntgen.

Fall 3: Fehlende Darmgeräusche bei paralytischem Ileus

  • Anamnese
    Eine 75-jährige Patientin mit bekannter koronaren Herzkrankheit klagt über abdominelle Schmerzen, Übelkeit und kein Absetzen von Stuhl seit drei Tagen.
  • Befund bei der Auskultation:
    • Keine hörbaren Darmgeräusche in allen Quadranten.
    • Bauch ist gebläht, keine peristaltischen Aktivitäten spürbar.
  • Interpretation
    Das Fehlen jeglicher Darmgeräusche spricht für eine gestörte Peristaltik, wie sie bei einem paralytischen Ileus vorkommt.
  • Diagnose
    Paralytischer Ileus, Bestätigung durch CT-Abdomen.

Zusammenfassung

Die Auskultation ist eine essenzielle Technik in der klinischen Diagnostik, birgt jedoch häufig Fehler. Dazu gehören unzureichende Vorbereitung (z. B. laute Umgebung, falsche Patientenposition), fehlerhafte Handhabung des Stethoskops (z. B. zu starker Druck, falsche Seite) und unsystematisches Vorgehen. Auch mangelnde Erfahrung und fehlerhafte Interpretation pathologischer Geräusche führen zu Diagnosestörungen. Weitere Probleme entstehen durch äußere Faktoren wie Temperatur oder adipöses Gewebe. Klare Patientenanweisungen und strukturierte Abläufe sind entscheidend. Regelmäßiges Training, technische Hilfsmittel (z. B. elektronische Stethoskope) und eine ruhige Umgebung helfen, Fehler zu minimieren und die diagnostische Präzision zu verbessern.

Quellen

  • Faller, A., & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion (A. Faller & M. Schünke, Hrsg.; 17. Aufl.). Thieme.
  • Menche, N. (Hrsg.). (2016). Biologie Anatomie Physiologie: Mit Zugang zu pflegeheute.de (8. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Urban & Fischer Verlag (Hrsg.). (2006). Roche Lexikon Medizin Sonderausgabe (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Andreae, S. (Hrsg.). (2008). Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen (2. Aufl.). Thieme.

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