Herz

Das Herz ist das zentrale Organ des Kreislaufsystems, das Blut durch den Körper pumpt. Es besteht aus vier Kammern, Klappen und einem komplexen Leitungssystem, das seine präzise Funktion ermöglicht.

Stephan Wäsche
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Das menschliche Herz wiegt ca. 300 - 500 Gramm und ist etwa 12 cm lang, 8 cmvreit und 6 cm dick (faustgroß). Es liegt leicht linksversetzt im Brustkorb zwischen den Lungen hinter dem Brustbein (Mediastinum)© Foto: Stephan Wäsche (Medirio)

Das Herz (Cor) ist ein muskuläres Hohlorgan, das als zentrale Pumpe des menschlichen Kreislaufsystems fungiert. Es sorgt dafür, dass sauerstoffreiches Blut durch den Körper zirkuliert und Abfallprodukte wie Kohlendioxid über den Kreislauf abtransportiert werden. Das Herz liegt im Thorax (Brustkorb), etwas links von der Körpermittellinie, und wird vom Zwerchfell nach unten abgegrenzt. Es ist umgeben von der schützenden Perikardhöhle, einer serösen Membran, die Reibung während der Herzbewegungen reduziert.

Steckbrief Herz
Lage
Mediastinum des Thorax, zwischen den Lungenflügeln
Größe
etwa faustgroß (12 cm lang, 8 cm breit, 6 cm dick)
Form
Plumpe Kegelform
Gewicht
300 – 500 g
Synonym
Cor
Ausprache (IPA)
[hɛʁt͡s]
Englisch
heart
Latein
Cor
Griechisch
Kardia
Funktion
zentrale Pumpe des Blutkreislaufs

Definition

Das Herz ist ein muskuläres Hohlorgan im Brustkorb, das als zentrale Pumpe des Blutkreislaufs fungiert. Es besteht aus vier Kammern (zwei Vorhöfen, zwei Ventrikeln) und hat ein spezialisiertes Erregungsleitungssystem. Über die Herzklappen wird der Blutfluss reguliert: Sauerstoffarmes Blut gelangt in die Lunge, sauerstoffreiches in den Körperkreislauf. Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz können die Herzfunktion beeinträchtigen.

Makroskopische Anatomie

Herzabschnitte

Das Herz ist in vier Hauptkammern unterteilt:

  • Zwei Vorhöfe (Atrien)
    Der rechte und der linke Vorhof.
  • Zwei Kammern (Ventrikel)
    Der rechte und der linke Ventrikel.

Jeder Vorhof nimmt Blut auf und leitet es in die benachbarte Kammer weiter. Die Kammern pumpen das Blut weiter in den systemischen und pulmonalen Kreislauf.

Rechter Vorhof (Atrium dextrum)

Der rechte Vorhof empfängt das sauerstoffarme Blut aus dem Körper über die obere und untere Hohlvene (Vena cava superior und inferior). Die Sinus coronarius, die das Blut der Herzvenen sammelt, mündet ebenfalls in den rechten Vorhof. Der rechte Vorhof gibt das Blut über die Trikuspidalklappe in den rechten Ventrikel weiter.

Rechter Ventrikel (Ventriculus dexter)

Der rechte Ventrikel pumpt das Blut in den Lungenkreislauf (Pulmonalkreislauf). Durch die Pulmonalklappe gelangt das Blut in den Truncus pulmonalis, der sich in die rechte und linke Lungenarterie (Arteriae pulmonales) aufteilt.

Linker Vorhof (Atrium sinistrum)

Der linke Vorhof nimmt das sauerstoffreiche Blut aus den Lungen über die vier Lungenvenen (Venae pulmonales) auf und gibt es über die Mitralklappe an den linken Ventrikel weiter.

Linker Ventrikel (Ventriculus sinister)

Der linke Ventrikel hat die kräftigste Muskulatur und pumpt das Blut in den systemischen Kreislauf (Körperkreislauf). Das Blut verlässt den linken Ventrikel durch die Aortenklappe und gelangt in die Aorta.

Herzklappen

Das Herz enthält vier Klappen, die den Blutfluss in eine Richtung lenken und den Rückfluss verhindern. Die Klappen bestehen aus dünnem, aber festem Gewebe, das als Endokard bezeichnet wird:

  • Trikuspidalklappe (zwischen rechtem Vorhof und rechtem Ventrikel).
  • Pulmonalklappe (zwischen rechtem Ventrikel und Truncus pulmonalis).
  • Mitralklappe (zwischen linkem Vorhof und linkem Ventrikel).
  • Aortenklappe (zwischen linkem Ventrikel und Aorta).

Die Herzklappen öffnen und schließen sich passiv durch den Druckunterschied zwischen den Kammern und Blutgefäßen.

Herzwand

Die Herzwand besteht aus drei Schichten:

  • Endokard
    Die innere Schicht, die die Herzinnenräume auskleidet und den Blutstrom in den Kammern glatt und reibungslos hält.
  • Myokard
    Die mittlere und dickste Schicht, die aus Herzmuskelzellen besteht. Das Myokard des linken Ventrikels ist dicker als das des rechten Ventrikels, da es mehr Kraft aufbringen muss, um das Blut in den systemischen Kreislauf zu pumpen.
  • Epikard
    Die äußere Schicht, die das Herz schützt und gleitfähig hält. Es ist Teil des Perikards, das das Herz umgibt und als schützender Sack dient.

Herzkranzgefäße (Koronargefäße)

Das Herz erhält seine Blutversorgung über die Koronararterien, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen:

  • Linke Koronararterie (LCA, Arteria coronaria sinistra)
    Teilt sich in den Ramus interventricularis anterior (RIVA) und den Ramus circumflexus (RCX).
  • Rechte Koronararterie (RCA, Arteria coronaria dextra)
    Teilt sich in den Ramus interventricularis posterior und Ramus marginalis dexter.

Diese Arterien entspringen der Aorta und verzweigen sich in kleinere Arterien und Kapillaren, die den Herzmuskel durchbluten.

Herz Anatomie
Das Herz besteht aus vier Kammern: zwei Vorhöfen und zwei Ventrikeln. Blut fließt durch die Herzklappen, die den Blutfluss zwischen den Kammern und in die Arterien regulieren. Aorta und Vena cava (untere und obere Hohlvene) sind wichtige Gefäße.

Mikroskopische Anatomie

Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten)

Die Zellen des Myokards, die sogenannten Kardiomyozyten, sind spezialisierte Muskelzellen. Sie sind im Vergleich zu Skelettmuskelzellen kürzer und verzweigen sich. Ihre Querstreifung ähnelt der von Skelettmuskulatur, aber Kardiomyozyten sind durch Glanzstreifen (Disci intercalares) miteinander verbunden, die eine enge elektrische und mechanische Kopplung ermöglichen. Diese Strukturen erlauben die schnelle Weiterleitung von elektrischen Impulsen, was die synchrone Kontraktion des Herzens ermöglicht.

Leitungssystem des Herzens

Das Herz verfügt über ein spezialisiertes Erregungsleitungssystem, das die Kontraktion der Herzmuskulatur koordiniert:

  • Sinusknoten
    Primärer Schrittmacher, der sich im rechten Vorhof befindet und die Herzfrequenz bestimmt.
  • Atrioventrikularknoten (AV-Knoten)
    Empfängt Signale vom Sinusknoten und leitet sie verzögert an die Ventrikel weiter, um sicherzustellen, dass die Vorhöfe vor den Kammern kontrahieren.
  • His-Bündel
    Führt die Erregung vom AV-Knoten in das interventrikuläre Septum.
  • Tawara-Schenkel
    Leitet die Impulse in die rechte und linke Kammer.
  • Purkinje-Fasern
    Verzweigte Fasern, die die elektrische Erregung direkt an die Myokardzellen in den Ventrikeln weiterleiten und die Kontraktion koordinieren.

Innervation

Das Herz wird durch das autonome Nervensystem gesteuert, insbesondere durch den sympathischen und parasympathischen Teil. Der Sympathikus erhöht die Herzfrequenz, die Kontraktionskraft und die Erregungsleitungsgeschwindigkeit, was bei körperlicher Anstrengung oder Stress die Pumpleistung steigert. Diese Signale werden über den Truncus sympathicus vermittelt. Der Parasympathikus, vermittelt durch den Nervus vagus, senkt die Herzfrequenz und verlangsamt die Erregungsleitung, was in Ruhephasen wichtig ist. Das Erregungsleitungssystem des Herzens, mit dem Sinusknoten als primärem Schrittmacher, erhält durch die autonome Steuerung den Rhythmus und die Anpassung an wechselnde Anforderungen.

Lymphabfluss

Der Lymphabfluss des Herzens erfolgt über ein Netzwerk von Lymphgefäßen, das in den Herzschichten (Epikard, Myokard und Endokard) beginnt. Die Lymphgefäße sammeln die interstitielle Flüssigkeit aus dem Herzgewebe, insbesondere aus dem Myokard. Diese Lymphe fließt durch subepikardiale Lymphgefäße zu größeren Lymphgefäßen an der Herzbasis. Von dort wird die Lymphe in die mediastinalen Lymphknoten abgeleitet, hauptsächlich in die Tracheobronchialknoten. Der finale Lymphabfluss erfolgt über den Ductus thoracicus (links) und den rechten Lymphgang (rechts), die die Lymphe in das venöse System zurückführen. Der Lymphfluss unterstützt die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsgleichgewichts im Herzgewebe und trägt zur Immunabwehr bei, indem er Fremdstoffe und Zelltrümmer entfernt. Lymphstauungen können in seltenen Fällen zu einem Lymphödem führen, was das Herzgewebe beeinträchtigen kann.

Histologie

Die Histologie des Herzens zeigt eine komplexe Struktur aus verschiedenen Gewebetypen, die für seine Funktion unerlässlich sind. Das Myokard besteht aus Kardiomyozyten, die als quergestreifte Muskelzellen organisiert sind. Diese Zellen sind durch sogenannte Glanzstreifen (Disci intercalares) verbunden, die Gap Junctions enthalten und eine schnelle elektrische Signalübertragung ermöglichen, um eine synchrone Kontraktion zu gewährleisten. Das Endokard, die innere Schicht, besteht aus einschichtigem Plattenepithel, das auf einer dünnen Bindegewebsschicht sitzt. Das Epikard, die äußere Schicht, besteht aus einer Mesothelschicht und darunter liegendem Bindegewebe. Zudem enthält das Herz spezialisierte Schrittmacherzellen, die im Sinusknoten elektrische Impulse erzeugen, die das Erregungsleitungssystem durchlaufen. Das Bindegewebe im Herzen bietet strukturelle Unterstützung und trennt die Muskelzellen elektrisch, um die Funktion der Herzklappen zu regulieren.

Funktionelle Aspekte

Herzzyklus

Der Herzzyklus beschreibt die Abfolge von Kontraktion und Erschlaffung der Vorhöfe und Ventrikel. Er wird in zwei Hauptphasen unterteilt:

  • Systole
    Die Kontraktionsphase, in der die Kammern das Blut in den Kreislauf pumpen.
  • Diastole
    Die Entspannungsphase, in der die Kammern sich wieder mit Blut füllen.

Der Zyklus beginnt mit der Kontraktion der Vorhöfe (Vorhofsystole), gefolgt von der Ventrikelsystole, die den Großteil des Blutes pumpt. In der Diastole füllen sich die Kammern erneut.

Herzfrequenz und Herzleistung

Die Herzfrequenz (in Schlägen pro Minute, bpm) wird durch das autonome Nervensystem reguliert:

  • Sympathikus
    Erhöht die Herzfrequenz und Kontraktionskraft.
  • Parasympathikus
    Verlangsamt die Herzfrequenz.

Das Schlagvolumen (die Menge an Blut, die bei jedem Herzschlag gepumpt wird) und die Herzfrequenz bestimmen die Herzleistung (Herzzeitvolumen), die das gesamte Blutvolumen beschreibt, das das Herz pro Minute pumpt.

Krankheiten und Pathologien

Herzinfarkt (Myokardinfarkt)

Eine schwerwiegende Erkrankung des Herzens, die auftritt, wenn der Blutfluss zu einem Teil des Herzmuskels abrupt unterbrochen wird. Dies führt dazu, dass der betroffene Teil des Herzens nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, was in kurzer Zeit zu einer Schädigung oder zum Absterben des Herzmuskelgewebes führen kann.

Koronare Herzkrankheit (KHK)

Eine Verengung der Koronararterien durch Atherosklerose kann die Blutversorgung des Herzmuskels reduzieren und zu Angina pectoris oder einem Myokardinfarkt (Herzinfarkt) führen.

Herzklappenfehler

Herzklappenfehler sind Störungen, bei denen eine oder mehrere Herzklappen nicht richtig funktionieren. Es gibt zwei Hauptarten: Stenosen (Verengungen), bei denen die Klappenöffnung verkleinert ist und der Blutfluss behindert wird, und Insuffizienzen, bei denen die Klappe nicht vollständig schließt, was zu einem Rückfluss von Blut führt. Häufige Ursachen sind angeborene Defekte, Verkalkung im Alter, Infektionen oder rheumatisches Fieber. Symptome umfassen Atemnot, Müdigkeit und Herzrhythmusstörungen.

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind Unregelmäßigkeiten im Herzschlag, die von einer zu schnellen (Tachykardie) oder zu langsamen (Bradykardie) Herzfrequenz bis hin zu unkoordinierten Herzschlägen (z.B. Vorhofflimmern) reichen. Sie entstehen durch gestörte elektrische Signale im Herzen und können harmlos sein oder ernsthafte Komplikationen wie Schlaganfälle oder Herzinsuffizienz verursachen.

Herzinsuffizienz

Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut für die Bedürfnisse des Körpers zu pumpen. Dies kann entweder die rechte oder die linke Herzseite betreffen oder beide. Die Herzinsuffizienz entwickelt sich in der Regel aufgrund von zugrundeliegenden Erkrankungen wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit oder Herzklappenfehler. Es gibt zwei Haupttypen der Herzinsuffizienz:

  • Systolische Herzinsuffizienz
    Hierbei ist die Kontraktionskraft des Herzmuskels geschwächt, sodass das Herz nicht mehr genug Blut in den Kreislauf pumpen kann.
  • Diastolische Herzinsuffizienz
    Bei dieser Form ist die Entspannungsfähigkeit des Herzens beeinträchtigt, sodass es sich nicht ausreichend mit Blut füllen kann.

Symptome einer Herzinsuffizienz können Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Wassereinlagerungen (Ödeme) und ein schneller oder unregelmäßiger Herzschlag sein.

Myokarditis

Eine Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels, die durch Infektionen (viraler, bakterieller oder anderer Herkunft), autoimmune Prozesse oder toxische Substanzen verursacht werden kann. Sie kann zu einer Schwächung der Pumpfunktion des Herzens und in schweren Fällen zu Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz führen.

Perikarditis

Die Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels (Perikard). Sie kann durch Infektionen, Verletzungen oder Autoimmunerkrankungen hervorgerufen werden. Zu den Symptomen zählen scharfe Brustschmerzen, die sich bei Bewegung oder Atmung verstärken können. In schweren Fällen kann sich Flüssigkeit im Perikard ansammeln (Perikarderguss), was zu einer Kompression des Herzens führen kann (Herztamponade).

Kardiomyopathien

Kardiomyopathien sind Erkrankungen des Herzmuskels, die dessen Funktion beeinträchtigen. Sie können genetisch bedingt sein oder als Folge anderer Erkrankungen auftreten. Es gibt verschiedene Typen von Kardiomyopathien:

  • Dilative Kardiomyopathie
    Eine Erweiterung der Herzkammern, die die Pumpfunktion schwächt.
  • Hypertrophe Kardiomyopathie
    Eine Verdickung der Herzmuskulatur, die den Blutfluss behindert.
  • Restriktive Kardiomyopathie
    Die Herzwand wird steifer, was die Dehnungsfähigkeit und Füllung des Herzens während der Diastole einschränkt.

Angina Pectoris

Bei der Angina Pectoris kommt es zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Sie äußert sich in Form von Brustschmerzen, Engegefühl oder Druck in der Brust. Diese Schmerzen sind oft ein Zeichen einer ischämischen Herzkrankheit, bei der die Sauerstoffzufuhr zum Herzmuskel eingeschränkt ist, meist aufgrund einer Verengung der Koronararterien durch Atherosklerose.

Diagnostik

Elektrokardiogramm (EKG)

Das EKG misst die elektrischen Aktivitäten des Herzens. Es kann Hinweise auf Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte und andere Herzprobleme geben, indem es die elektrischen Signale der Erregungsleitungssysteme des Herzens aufzeichnet.

Echokardiographie (Herzultraschall)

Die Echokardiographie verwendet Ultraschallwellen, um ein Bild des Herzens zu erstellen. Es ermöglicht eine genaue Beurteilung der Struktur und Funktion der Herzklappen, der Größe und Funktion der Kammern und der Blutflussdynamik.

Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie)

Bei der Herzkatheteruntersuchung wird ein dünner Schlauch (Katheter) durch eine Arterie zum Herzen geführt. Kontrastmittel wird in die Koronararterien injiziert, um Verengungen oder Blockaden zu visualisieren. Dies ist eine wichtige Methode zur Diagnose von koronaren Herzkrankheiten.

Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens

Das Herz-MRT nutzt Magnetfelder und Radiowellen, um detaillierte Bilder des Herzens zu erstellen. Es kann zur Beurteilung von Herzgewebe, Myokardschäden nach einem Herzinfarkt oder zur genauen Untersuchung der Herzmorphologie verwendet werden.

Bluttests

Bluttests können spezifische Biomarker wie Troponin messen, die bei einem Herzinfarkt freigesetzt werden. Weitere Blutwerte wie BNP (Brain Natriuretic Peptide) können Hinweise auf eine Herzinsuffizienz liefern.

Therapie

Die Therapie von Herzerkrankungen richtet sich nach der Art und Schwere der Erkrankung sowie den individuellen Risikofaktoren des Patienten. Es gibt eine Vielzahl von therapeutischen Ansätzen, die von medikamentöser Behandlung über Interventionen bis hin zu chirurgischen Eingriffen reichen. Das Ziel ist, die Funktion des Herzens zu verbessern, Symptome zu lindern, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen.

Medikamentöse Therapie

Viele Herzkrankheiten können effektiv mit Medikamenten behandelt werden, die das Herz entlasten, den Blutdruck regulieren oder die Blutgerinnung beeinflussen. Einige der häufigsten Medikamente sind:

  • ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer)
    ACE-Hemmer werden häufig bei Herzinsuffizienz und Bluthochdruck eingesetzt. Sie wirken, indem sie die Blutgefäße erweitern, den Blutdruck senken und die Belastung des Herzens verringern. Beispiele sind Ramipril oder Enalapril.
  • Betablocker
    Betablocker reduzieren die Herzfrequenz, die Kontraktionskraft des Herzens und senken den Blutdruck, indem sie die Wirkung von Stresshormonen (Adrenalin und Noradrenalin) auf das Herz blockieren. Sie werden häufig bei Herzinsuffizienz, koronaren Herzkrankheiten und Bluthochdruck eingesetzt. Beispiele sind Metoprolol, Bisoprolol und Carvedilol.
  • Diuretika
    Diuretika, auch als „Wassertabletten“ bekannt, helfen, überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen, die durch Herzinsuffizienz verursacht werden kann. Sie entlasten das Herz, indem sie das Blutvolumen und damit den Druck verringern. Beispiele sind Furosemid und Hydrochlorothiazid.
  • Kalziumkanalblocker
    Diese Medikamente verhindern, dass Kalzium in die Muskelzellen der Blutgefäße und des Herzens eintritt. Dies führt zur Entspannung der Blutgefäße und Senkung des Blutdrucks. Sie werden bei Bluthochdruck und Angina pectoris eingesetzt. Beispiele sind Amlodipin und Verapamil.
  • Statine
    Statine senken den Cholesterinspiegel im Blut und verhindern die Bildung von Plaques in den Arterien. Sie sind besonders wichtig bei der Behandlung und Prävention von koronaren Herzkrankheiten. Beispiele sind Atorvastatin und Simvastatin.
  • Antikoagulanzien (Blutverdünner)
    Bei Patienten mit hohem Risiko für Blutgerinnsel, wie z. B. Vorhofflimmern oder nach einem Herzinfarkt, werden Antikoagulanzien eingesetzt, um das Risiko für Schlaganfälle und Thrombosen zu senken. Zu den gängigen Medikamenten gehören Heparin, Warfarin und neuere orale Antikoagulanzien wie Apixaban und Rivaroxaban.
  • Digitalisglykoside
    Medikamente wie Digoxin erhöhen die Kontraktionskraft des Herzens und verlangsamen die Herzfrequenz. Sie werden bei bestimmten Formen der Herzinsuffizienz und bei Vorhofflimmern eingesetzt.
  • Nitroglycerin und andere Nitrate
    Diese Medikamente erweitern die Blutgefäße und werden hauptsächlich zur Behandlung von Angina pectoris verwendet. Sie lindern Schmerzen in der Brust, die durch eine unzureichende Blutversorgung des Herzmuskels verursacht werden.

Interventionelle Therapie

Für Patienten, bei denen Medikamente allein nicht ausreichen, kommen interventionelle Maßnahmen in Frage. Diese Verfahren sind in der Regel minimal-invasiv und werden häufig unter Lokalanästhesie durchgeführt.

  • Koronarangioplastie (PTCA) und Stent-Implantation
    Hierbei wird ein dünner Katheter mit einem Ballon in die verengte Koronararterie eingeführt. Der Ballon wird aufgeblasen, um die Arterie zu erweitern. Häufig wird ein Stent (ein kleines Metallgitter) eingesetzt, um die Arterie offen zu halten. Diese Methode wird bei koronaren Herzkrankheiten eingesetzt, um die Durchblutung des Herzmuskels zu verbessern.
  • Herzschrittmacher
    Ein Herzschrittmacher ist ein kleines Gerät, das unter die Haut implantiert wird und elektrische Impulse an das Herz sendet, um die Herzfrequenz zu regulieren. Er wird bei Patienten mit Bradykardie (langsamer Herzschlag) oder bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
  • Defibrillator-Implantation (ICD)
    Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) wird bei Patienten eingesetzt, die ein hohes Risiko für tödliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern haben. Der ICD überwacht den Herzrhythmus und kann bei Bedarf elektrische Schocks abgeben, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen.
  • Katheterablation
    Bei bestimmten Herzrhythmusstörungen kann eine Katheterablation durchgeführt werden. Hierbei werden Bereiche des Herzens, die die abnormen elektrischen Signale verursachen, durch Hitze oder Kälte gezielt verödet. Diese Methode wird oft bei Vorhofflimmern oder anderen anhaltenden Rhythmusstörungen eingesetzt.

Chirurgische Eingriffe

In schwerwiegenden Fällen, in denen Medikamente und minimal-invasive Verfahren nicht ausreichen, sind chirurgische Eingriffe notwendig.

  • Koronare Bypass-Operation
    Hierbei wird eine Umgehung (Bypass) für verengte oder blockierte Koronararterien geschaffen. Dazu wird ein Blutgefäß, meist aus dem Bein (Vena saphena) oder der Brustwand (Arteria mammaria), entnommen und verwendet, um die blockierte Stelle der Koronararterie zu überbrücken. Dies verbessert die Blutversorgung des Herzmuskels.
  • Herzklappenchirurgie
    Bei Herzklappenfehlern wie Stenosen oder Insuffizienzen kann eine Reparatur oder ein Ersatz der betroffenen Herzklappe notwendig sein. Klappenersatz kann entweder durch mechanische oder biologische Klappenprothesen erfolgen. Mechanische Klappen haben eine längere Lebensdauer, erfordern jedoch eine dauerhafte Blutverdünnung. Biologische Klappen bestehen aus tierischem Gewebe und erfordern oft keine langfristige Antikoagulation, haben jedoch eine begrenzte Lebensdauer.
  • Herztransplantation
    Eine Herztransplantation ist die letzte Option bei schwerer Herzinsuffizienz, bei der andere Behandlungsformen nicht mehr wirksam sind. Das kranke Herz des Patienten wird durch ein Spenderherz ersetzt. Obwohl die Operation selbst komplex ist, hat sich die Herztransplantation als lebensrettende Maßnahme für viele Patienten erwiesen. Eine lebenslange Immunsuppression ist erforderlich, um eine Abstoßung des Spenderorgans zu verhindern.

Prävention

Herzerkrankungen können oft durch eine gesunde Lebensweise verhindert oder verzögert werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Ernährung
    Eine ausgewogene, herzgesunde Ernährung reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann das Risiko von Atherosklerose und anderen Herzkrankheiten verringern.
  • Bewegung
    Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und hilft, Blutdruck, Blutfette und das Körpergewicht zu regulieren.
  • Vermeidung von Rauchen
    Rauchen ist ein bedeutender Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten, da es die Arterien schädigt und das Risiko von Blutgerinnseln erhöht.
  • Blutdruckkontrolle
    Hoher Blutdruck ist einer der Hauptfaktoren für die Entwicklung von Herzinsuffizienz und anderen Herzkrankheiten. Eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls Behandlung sind entscheidend.
  • Cholesterinmanagement
    Ein hoher Cholesterinspiegel kann zu Atherosklerose und koronaren Herzerkrankungen führen. Eine fettarme Ernährung und bei Bedarf Medikamente helfen, das Cholesterin zu senken.
  • Stressmanagement
    Chronischer Stress kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen. Entspannungstechniken, Meditation und ein ausgewogenes Lebensstilmanagement sind hilfreiche Ansätze.

Zusammenfassung

Das Herz ist ein komplexes Organ, das lebenswichtige Funktionen im menschlichen Körper übernimmt, indem es den Blutfluss in den Körperkreislauf und den Lungenkreislauf aufrechterhält. Seine Anatomie, bestehend aus Vorhöfen, Ventrikeln, Herzklappen und einem spezialisierten Erregungsleitungssystem, ermöglicht eine präzise Steuerung der Blutströmung und eine optimale Sauerstoffversorgung des Körpers.

Erkrankungen des Herzens, wie koronare Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz, Herzklappenfehler und Herzrhythmusstörungen, können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden und stellen eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sowie präventive Maßnahmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Herzgesundheit und der Vermeidung schwerwiegender Komplikationen.

Quellen

  • Faller, A., & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion (A. Faller & M. Schünke, Hrsg.; 17. Aufl.). Thieme.
  • Gray, H., & Standring, S. (2008). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. 40th Edition. Churchill Livingstone. ISBN: 978-0443066849.
  • Netter, F. H. (2014). Atlas of Human Anatomy. 6th Edition. Elsevier. ISBN: 978-1455704187.
  • Thieme Atlas of Anatomy. (2016). General Anatomy and Musculoskeletal System. 2nd Edition. Thieme. ISBN: 978-1604069228.
  • Klabunde, R. E. (2011). Cardiovascular Physiology Concepts. 2nd Edition. Lippincott Williams & Wilkins. ISBN: 978-1609134273.
  • American Heart Association (AHA). Heart Disease and Stroke Statistics – 2021 Update. Circulation, 143(8), e254-e743.

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