Prädilektionsstellen

Prädilektionsstellen sind bevorzugte Körperregionen für Erkrankungen wie Dekubitus, Psoriasis oder diabetische Fußulzera. Prävention und Therapie im Fokus.

Stephan Wäsche
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Prädilektionsstellen sind in der Medizin essenziell, da sie gezielte Diagnostik, Therapie und Prävention ermöglichen. Sie helfen, typische Krankheitsmuster frühzeitig zu erkennen und individuell angepasste Maßnahmen einzuleiten.© Foto: freepik

Prädilektionsstellen sind spezifische Körperstellen, die eine erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen oder pathologische Veränderungen aufweisen. Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen praedilectio ab, was „Vorliebe“ bedeutet, und beschreibt in der Medizin die bevorzugte Lokalisation von Krankheitsprozessen. Diese anatomischen oder funktionellen Besonderheiten spielen in der Diagnostik, Prävention und Therapie eine zentrale Rolle.

Inhalt
Prädilektionsstellen
Ausprache (IPA)
[ˌpʁɛːdiˌlɛkˈtsi̯oːnsˌʃtɛlən]
Singular
Prädilektionsstelle
Englisch
preferred localization
Latein
praedilectio = Vorliebe

Auf einen Blick

  • Definition
    Körperregionen, die bevorzugt von Erkrankungen betroffen sind, z. B. durch mechanische Belastung, Hautstruktur, Durchblutung oder äußere Einflüsse.
  • Beispiele
    • Psoriasis: Streckseiten von Ellenbogen und Knien.
    • Atopische Dermatitis: Beugeseiten der Extremitäten.
    • Arthrose: Knie-, Hüftgelenke.
    • Dekubitus: Steißbein, Fersen, Kreuzbein.
  • Hauptmechanismen
    • Mechanische Belastung: Druck und Reibung fördern Schäden (z. B. Dekubitus, Psoriasis).
    • Hautstruktur: Feuchte Hautfalten begünstigen Infektionen (z. B. Intertrigo).
    • Durchblutung: Schlecht durchblutete Stellen heilen langsamer (z. B. diabetisches Fußsyndrom).
    • Exposition: UV-Strahlung erhöht Risiko für Melanome.
  • Diagnostik
    • Klinische Untersuchung (z. B. Hautinspektion).
    • Bildgebung (MRT, Röntgen).
    • Labortests (Biopsie, Mikrobiologie).
  • Therapie
    • Lokal: Salben, Druckentlastung.
    • Systemisch: Antibiotika, Biologika.
    • Chirurgisch: Hauttransplantationen, Bandscheiben-OP.
  • Prävention
    • Lagerung, Druckentlastung, Hautpflege.
    • Schutzkleidung, UV-Schutz.
    • Patientenschulungen und Blutzuckerkontrolle.

Was sind Prädilektionsstellen?

Prädilektionsstellen sind Körperregionen, die aufgrund anatomischer, physiologischer oder mechanischer Besonderheiten bevorzugt von bestimmten Erkrankungen betroffen sind. Diese Stellen sind häufig durch spezifische Merkmale charakterisiert, wie:

  • Erhöhte mechanische Belastung (z. B. Gelenke, Fußsohlen)
  • Besonderheiten der Hautstruktur (z. B. Falten, feuchte Bereiche)
  • Regionale Unterschiede in der Durchblutung
  • Exposition gegenüber äußeren Einflüssen (z. B. UV-Strahlung, Druck).

Beispiele für Prädilektionsstellen:

  • Die Streckseiten der Ellenbogen bei Psoriasis
  • Die Handgelenke und Knöchel bei atopischer Dermatitis
  • Der untere Rücken bei Bandscheibenvorfällen
  • Die Fußsohlen bei diabetischen Fußulzera

Prädilektionsstellen in medizinischen Fachbereichen

Dermatologie

In der Dermatologie sind Prädilektionsstellen von zentraler Bedeutung, da viele Hautkrankheiten spezifische Regionen betreffen.

  • Psoriasis vulgaris
    Die klassischen Prädilektionsstellen sind die Streckseiten von Ellenbogen und Knien, die Kopfhaut und der untere Rücken. Die charakteristischen, silbrig-schuppigen Plaques treten hier aufgrund von mechanischer Belastung und genetischen Faktoren gehäuft auf.
  • Atopische Dermatitis
    Bei Säuglingen sind vor allem die Wangen und die Streckseiten der Extremitäten betroffen, während sich bei Erwachsenen die Beugeseiten (z. B. Ellenbeugen, Kniekehlen) als Prädilektionsstellen zeigen.
  • Intertrigo
    Diese entzündliche Hauterkrankung tritt bevorzugt in feuchten, schlecht belüfteten Hautfalten auf, wie den Achselhöhlen, unter der Brust oder im Genitalbereich.
  • Melanom
    Die Prädilektionsstellen variieren je nach Geschlecht. Bei Männern sind häufig der Rücken und die Schultern betroffen, während bei Frauen die Beine eine bevorzugte Lokalisation darstellen.

Orthopädie und Rheumatologie

In der Orthopädie und Rheumatologie spielen mechanische Belastungen und anatomische Gegebenheiten eine entscheidende Rolle für Prädilektionsstellen.

  • Arthrose
    Knie-, Hüft- und Handgelenke gehören zu den häufigsten Prädilektionsstellen, da sie einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind.
  • Rheumatoide Arthritis
    Betroffen sind typischerweise die kleinen Gelenke der Hände und Füße, insbesondere die Fingergrund- und Mittelgelenke.
  • Bandscheibenvorfälle
    Die Lendenwirbelsäule (L4/L5 und L5/S1) ist besonders häufig betroffen, da sie das Gewicht des Oberkörpers trägt und hoher Belastung ausgesetzt ist.

Neurologie

In der Neurologie sind Prädilektionsstellen häufig mit der Verteilung von Nervenfasern und spezifischen anatomischen Strukturen verbunden.

  • Karpaltunnelsyndrom
    Der Medianusnerv ist im Bereich des Handgelenks besonders anfällig für Kompression.
  • Herpes Zoster
    Der Gürtelrose liegt eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus zugrunde, das entlang eines spezifischen Dermatoms, häufig im Brust- oder Lendenbereich, auftritt.
  • Polyneuropathie
    Bei diabetischen Patienten betrifft die Erkrankung zunächst die peripheren Nerven, insbesondere die Füße (sog. „Handschuh-Socken-Verteilung“).

Innere Medizin

Prädilektionsstellen in der Inneren Medizin betreffen häufig Organe oder Gewebe mit besonderen funktionellen Belastungen.

  • Diabetisches Fußsyndrom
    Durchblutungsstörungen und Neuropathien machen die Füße zu einer Prädilektionsstelle für Geschwüre und Infektionen.
  • Fettleber
    Die Leber ist bei Adipositas und Diabetes mellitus prädestiniert für eine Fetteinlagerung.
  • Magenulkus
    Der kleine Kurvaturbereich des Magens ist aufgrund der dort erhöhten Säurekonzentration eine häufige Prädilektionsstelle für Geschwüre.
  • Dekubitus
    Prädilektionsstellen für Dekubitus sind Körperstellen, die bei längerem Druck besonders anfällig für Druckgeschwüre sind. Dazu gehören knöcherne Vorsprünge wie Steißbein, Kreuzbein, Fersen, Hüften, Schulterblätter und Hinterkopf. Gefährdet sind immobile Patienten, da hier die Durchblutung stark beeinträchtigt wird.

Gynäkologie und Urologie

Auch in der Gynäkologie und Urologie sind Prädilektionsstellen ein wichtiges Konzept.

  • Endometriose
    Bevorzugte Lokalisationen sind das Peritoneum, die Ovarien und die tiefen Beckenstrukturen.
  • Prostatakarzinom
    Die periphere Zone der Prostata ist eine typische Prädilektionsstelle für bösartige Veränderungen.
  • Harnwegsinfektionen
    Die Blase ist aufgrund ihrer anatomischen Nähe zur Harnröhre und der kurzen weiblichen Urethra eine häufige Prädilektionsstelle.

Mechanismen hinter der Anfälligkeit von Prädilektionsstellen

Die Anfälligkeit von Prädilektionsstellen für spezifische Erkrankungen beruht auf einer Vielzahl von Mechanismen, die von anatomischen Besonderheiten bis zu äußeren Einflüssen reichen. Im Folgenden werden die Hauptmechanismen detailliert beschrieben:

Mechanische Belastung und Druck

Körperstellen, die hohem Druck oder Reibung ausgesetzt sind, wie die Fersen, das Steißbein oder die Ellenbogen, sind besonders anfällig. Diese mechanischen Kräfte führen zu Mikrotraumata, die die Haut oder darunterliegendes Gewebe schädigen und die lokale Durchblutung verringern. Beispiele:

  • Dekubitus
    Durch lang anhaltenden Druck wird die Sauerstoffversorgung der Haut gestört, was Gewebsnekrose verursacht.
  • Psoriasis
    Mechanische Reize an Ellenbogen oder Knien können durch den Köbner-Phänomen-Effekt neue Läsionen triggern.

Regionale Durchblutung

Körperstellen mit schlechter Durchblutung sind weniger resistent gegen Infektionen und heilen langsamer. Dies erklärt die hohe Anfälligkeit für Geschwüre oder Wundheilungsstörungen an den Zehen oder Fersen. Beispiele:

  • Diabetisches Fußsyndrom
    Verminderte Durchblutung durch diabetische Mikroangiopathie führt zu Ulzera an den Füßen.
  • Magenulkus
    Die kleine Kurvatur des Magens ist besonders säureexponiert und anfällig für Durchblutungsstörungen.

Hautstruktur und -physiologie

Die Dicke und Zusammensetzung der Haut sowie die Talg- und Schweißproduktion beeinflussen die Anfälligkeit. Hautfalten und feuchte Bereiche begünstigen Infektionen durch Pilze und Bakterien. Beispiele:

  • Intertrigo
    Feuchtigkeit und Reibung in Hautfalten fördern das Wachstum von Candida albicans.
  • Atopische Dermatitis
    Dünnere Haut mit gestörter Barrierefunktion macht Beugestellen besonders anfällig.

Exposition gegenüber Umweltfaktoren

Stellen, die verstärkt äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung, chemischen Substanzen oder mechanischem Druck ausgesetzt sind, sind häufiger von Schäden betroffen. Beispiele:

  • Melanom
    Exponierte Hautbereiche wie Gesicht, Schultern und Beine zeigen eine erhöhte UV-induzierte Mutation.
  • Kallusbildung
    Druckexponierte Stellen wie Fußsohlen entwickeln verstärkte Hornhaut als Schutzreaktion.

Neurologische und sensorische Einflüsse

Eine gestörte Nervenfunktion oder reduzierte Sensibilität erhöht die Anfälligkeit, da Druck oder Verletzungen nicht rechtzeitig wahrgenommen werden. Beispiele:

  • Polyneuropathie
    Periphere Nervenläsionen bei Diabetes führen zu unbemerkten Mikrotraumata an den Füßen.
  • Herpes Zoster
    Das Virus reaktiviert sich entlang spezifischer Dermatomnerven, oft in Brust- oder Lendenregionen.

Immunsystem und entzündliche Prozesse

Prädilektionsstellen können durch eine lokalisierte Überreaktion des Immunsystems oder durch Immunsuppression anfällig werden. Beispiele:

  • Psoriasis
    Autoimmune Prozesse sind an mechanisch beanspruchten Stellen besonders ausgeprägt.
  • Dekubitusinfektion
    Schwache Immunabwehr bei bettlägerigen Patienten fördert die Besiedlung durch pathogene Keime.

Anatomische und funktionelle Besonderheiten

Bestimmte Strukturen oder Bewegungsabläufe machen einige Stellen besonders anfällig:

  • Arthrose
    Gelenke, die viel Gewicht tragen oder stark belastet werden (z. B. Knie und Hüfte), entwickeln häufiger Verschleiß.
  • Bandscheibenvorfall
    Die Lendenwirbelsäule ist eine Prädilektionsstelle aufgrund der hohen Druckbelastung bei Bewegungen.

Diagnostik

Klinische Untersuchung

Die gezielte Untersuchung von Prädilektionsstellen ist oft der erste Schritt in der Diagnostik. Der Arzt inspiziert und tastet diese Körperregionen ab, um Auffälligkeiten wie Rötungen, Schwellungen, Verhärtungen oder Läsionen zu identifizieren.

  • Beispiel Dekubitus
    Der Arzt überprüft gefährdete Stellen wie das Steißbein, die Fersen und die Schulterblätter auf Anzeichen von Druckgeschwüren.
  • Beispiel Psoriasis
    Die Streckseiten von Ellenbogen und Knien werden systematisch auf schuppende Plaques untersucht.

Bildgebende Verfahren

Prädilektionsstellen können mit bildgebenden Verfahren detailliert dargestellt werden, um tiefere Gewebestrukturen zu beurteilen:

  • Röntgen und MRT
    Röntgendiagnostik und Magnetresonanztomographie (MRT) werden in der Orthopädie zur Diagnostik von Bandscheibenvorfällen (z. B. Lendenwirbelsäule) oder Arthrose in stark belasteten Gelenken (Knie, Hüfte) eingesetzt.
  • Hautsonografie
    Die Sonografie (Ultraschall) dient der Untersuchung von Hautdickenveränderungen bei entzündlichen Hauterkrankungen.

Gezielte Labortests

Labortests werden durchgeführt, um entzündliche oder infektiöse Prozesse an Prädilektionsstellen zu bestätigen:

  • Hautbiopsie
    Zur Diagnose von Psoriasis oder Melanomen an typischen Stellen wie Ellenbogen oder Rücken.
  • Mikrobiologische Abstriche
    Bei Intertrigo oder Dekubitusinfektionen, um Erreger wie Candida albicans oder multiresistente Bakterien nachzuweisen.

Funktionelle Tests

Funktionsprüfungen helfen, spezifische Probleme an Prädilektionsstellen zu erkennen:

  • Nervenleitgeschwindigkeit
    Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms.
  • Druckmessung
    Bei diabetischem Fußsyndrom, um Druckspitzen an Fußsohlen zu identifizieren.

Therapie

Die Therapie an Prädilektionsstellen erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz, der sowohl lokal als auch systemisch wirken kann.

Lokaltherapie

Die Behandlung direkt an der betroffenen Prädilektionsstelle ist besonders effektiv:

  • Topische Behandlungen
    • Psoriasis: Cortisonhaltige Salben, Vitamin-D-Derivate oder Teerpräparate werden direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen.
    • Intertrigo: Antimykotische Cremes oder Zinkpräparate werden in Hautfalten verwendet.
  • Druckentlastung:
    • Dekubitus: Spezielle Lagerungstechniken, Druckentlastung durch Wechseldruckmatratzen und Polsterungen schützen gefährdete Stellen wie Steißbein und Fersen.
  • Wundversorgung:
    • Diabetische Fußulzera: Wunddesinfektion, Verwendung von hydroaktiven Verbänden und gegebenenfalls chirurgisches Débridement.

Systemische Therapie

Bei chronischen oder systemischen Erkrankungen ist häufig eine medikamentöse Therapie erforderlich:

  • Biologika
    Werden bei schwerer Psoriasis eingesetzt, um die Immunantwort gezielt zu modulieren.
  • Antibiotika
    Bei infizierten Dekubituswunden oder diabetischen Ulzera zur Bekämpfung bakterieller Infektionen.
  • Antirheumatika
    Zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, die bevorzugt kleine Gelenke betrifft.

Chirurgische Therapie

In fortgeschrittenen Fällen kann eine chirurgische Intervention notwendig sein:

  • Dekubitus-Operation
    Nekrotisches Gewebe wird entfernt, und die Wunde wird mit Hauttransplantaten geschlossen.
  • Bandscheibenoperation
    Bei massiven Vorfällen der Lendenwirbelsäule, wenn konservative Maßnahmen versagen.

Physiotherapie und Rehabilitation

Therapien zur Förderung der Mobilität und Reduktion von Belastungen an Prädilektionsstellen:

  • Physiotherapie
    Bei Arthrose oder Bandscheibenvorfällen, um die Belastung der Gelenke zu minimieren und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Orthopädische Hilfsmittel
    Einlagen oder Druckentlastungsschuhe bei diabetischem Fußsyndrom.

Prävention

Prävention spielt eine entscheidende Rolle, um Erkrankungen oder Schäden an Prädilektionsstellen zu verhindern. Besonders bei chronisch gefährdeten Patienten, wie immobilen Personen oder solchen mit Vorerkrankungen, sind präventive Maßnahmen essenziell.

Allgemeine Maßnahmen zur Prävention

Druckentlastung

  • Regelmäßige Lagerung
    Besonders bei bettlägerigen Patienten ist eine Umlagerung alle 2 Stunden notwendig, um die Durchblutung an gefährdeten Stellen wie Steißbein, Fersen und Schulterblättern sicherzustellen.
  • Druckentlastende Hilfsmittel
    • Wechseldruckmatratzen und Sitzkissen reduzieren die Belastung auf Knochenvorsprünge.
    • Schuheinlagen und spezielle Polster schützen belastete Bereiche wie Fußsohlen.

Hautpflege

  • Feuchtigkeitsspendende Produkte
    Regelmäßiges Eincremen mit pH-neutralen Lotionen stärkt die Hautbarriere und verhindert Trockenheit oder Risse.
  • Antimykotische Pflege
    In feuchten Hautfalten (z. B. Achseln, Leiste) helfen Präparate mit Zink oder antimykotischen Wirkstoffen, Pilzinfektionen vorzubeugen.

Ernährungsunterstützung

  • Ausgewogene Ernährung
    Eine proteinreiche, vitaminreiche Ernährung fördert die Wundheilung und stärkt die Haut.
  • Hydratation
    Ausreichendes Trinken hält die Haut geschmeidig und verbessert die Durchblutung.

Prävention in der Dermatologie

Vermeidung mechanischer Reize

  • Schutz der Haut
    Lockere Kleidung aus weichen Materialien verhindert Reibung an typischen Prädilektionsstellen wie Ellenbogen und Knien.
  • Polsterung
    Bei sportlicher Belastung können Ellenbogenschützer oder Kniebandagen Druck und mechanische Belastungen minimieren.

UV-Schutz

  • Sonnenschutzmittel
    Exponierte Hautareale wie Gesicht und Schultern sollten mit einem hohen Lichtschutzfaktor geschützt werden, um das Risiko für Melanome zu senken.
  • Schutzkleidung
    Hüte und langärmelige Kleidung bieten zusätzlichen Schutz vor schädlicher UV-Strahlung.

Vermeidung von Triggerfaktoren

  • Psoriasis-Patienten
    Stressreduktion, Rauchentwöhnung und die Vermeidung von Hautverletzungen reduzieren das Risiko für neue Läsionen.

Prävention in der Orthopädie

Belastungsreduktion

  • Ergonomische Anpassungen
    Bürostühle mit Lendenstütze oder höhenverstellbare Tische minimieren Fehlhaltungen und Überbelastungen der Lendenwirbelsäule.
  • Schonende Bewegungsabläufe
    Physiotherapeutische Übungen können helfen, Gelenke und Bandscheiben gleichmäßig zu belasten.

Gelenkschutz

  • Gewichtsreduktion
    Weniger Gewicht entlastet Knie- und Hüftgelenke, die Prädilektionsstellen für Arthrose sind.
  • Sportarten mit geringer Belastung
    Schwimmen oder Radfahren anstelle von Laufsport verringert die mechanische Belastung auf die Gelenke.

Prävention in der Neurologie

Schutz vor Druckläsionen

  • Regelmäßige Kontrolle
    Bei Patienten mit Polyneuropathie sollten Füße auf Druckstellen oder Verletzungen inspiziert werden.
  • Orthopädische Schuhe
    Diese reduzieren Druckspitzen und beugen Geschwüren vor.

Stressmanagement

  • Herpes-Zoster-Prophylaxe
    Stress ist ein häufiges Risiko für die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus. Entspannungstechniken und ein gesunder Lebensstil können helfen, dies zu vermeiden.

Prävention bei Dekubitus

Positionierung und Lagerung

  • Umlagerungspläne
    Spezifische Lagerungspläne verhindern eine längerfristige Belastung gefährdeter Stellen wie dem Kreuzbein oder den Fersen.
  • Spezialmatratzen
    Matratzen mit Luftkammern (Wechseldruckmatratzen) oder viskoelastischem Schaumstoff verringern den Druck gleichmäßig.

Hautkontrolle

  • Regelmäßige Inspektion
    Pflegekräfte sollten die Haut täglich auf erste Anzeichen von Rötung oder Reibung kontrollieren.
  • Trockenhaltung
    Hautfalten sollten trocken gehalten werden, um Mazerationen vorzubeugen.

Prävention bei diabetischem Fußsyndrom

Fußpflege

  • Professionelle Fußpflege
    Regelmäßige Pediküre und das Entfernen von Hornhaut durch Fachkräfte reduzieren Druckstellen.
  • Vermeidung von Verletzungen
    Das Gehen ohne Schuhe sollte vermieden werden, um Schnitte oder Stiche zu verhindern.

Blutzuckerkontrolle

  • Eine konsequente Kontrolle des Blutzuckerspiegels verbessert die Durchblutung und senkt das Risiko von Ulzera.

Aufklärung und Schulung

Patientenaufklärung

  • Wissensvermittlung
    Patienten und Angehörige sollten über die Risiken und die richtige Pflege gefährdeter Stellen informiert werden.
  • Hautschutzschulungen
    Praktische Tipps zur Hautpflege und Lagerung können die Eigenverantwortung der Patienten fördern.

Schulung von Pflegepersonal

  • Pflegekräfte sollten in der präventiven Wundversorgung und der Nutzung von Lagerungshilfen geschult werden, um Risiken bei immobilen Patienten zu minimieren.

Fallbeispiele

Fall 1: Dekubitus bei einem älteren Patienten

Patientendaten

  • Alter: 82 Jahre
  • Geschlecht: Weiblich
  • Anamnese: Die Patientin ist seit zwei Wochen bettlägerig nach einer Hüftoperation. Sie wird in einem Pflegeheim betreut.

Prädilektionsstelle

  • Steißbeinregion und Fersen.

Klinisches Bild

  • Rötung und Schwellung am Steißbein ohne offene Wunden (Dekubitus Grad I).
  • Leichte Verhärtung und beginnende Hautabschürfungen an den Fersen.

Diagnose

  • Druckgeschwür (Dekubitus) Grad I am Steißbein und Fersen.

Therapie

  1. Lagerung: Umlagerung alle zwei Stunden, um den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren.
  2. Druckentlastung: Einsatz einer Wechseldruckmatratze und Fersenpolster.
  3. Lokaltherapie: Auftragen einer zinkhaltigen Schutzcreme auf das Steißbein zur Hautpflege.
  4. Hydratation und Ernährung: Sicherstellung einer protein- und kalorienreichen Ernährung zur Wundheilungsunterstützung.

Prävention

  • Schulung des Pflegepersonals in Lagerungstechniken.
  • Regelmäßige Hautinspektion zur frühzeitigen Erkennung von Druckstellen.

Fall 2: Psoriasis vulgaris bei einer berufstätigen Patientin

Patientendaten

  • Alter: 38 Jahre
  • Geschlecht: Weiblich
  • Anamnese: Seit dem 25. Lebensjahr Psoriasis vulgaris. Die Patientin berichtet über eine Verschlechterung durch Stress im Beruf.

Prädilektionsstellen

  • Ellenbogen, Knie und Kopfhaut.

Klinisches Bild

  • Schuppende, erythematöse Plaques an den Ellenbogen und Knien.
  • Juckreiz und vermehrter Haarausfall an der Kopfhaut.

Diagnose

  • Schub einer Psoriasis vulgaris, ausgelöst durch Stress.

Therapie

  1. Topische Behandlung:
    • Cortisoncreme und Vitamin-D-Derivate (z. B. Calcipotriol) für Ellenbogen und Knie.
    • Medizinalshampoo mit Teer- oder Salicylsäureanteilen für die Kopfhaut.
  2. Systemische Therapie:
    • Bei schweren Schüben: Erwägung einer Therapie mit Biologika.
  3. Stressmanagement:
    • Einführung von Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation.

Prävention

  • Regelmäßige Hautpflege mit rückfettenden Lotionen.
  • Vermeidung mechanischer Reize an den betroffenen Stellen (z. B. durch Schutzkleidung).
  • Stressreduktion und ausgewogene Ernährung.

Fall 3: Diabetisches Fußsyndrom bei einem Typ-2-Diabetiker

Patientendaten

  • Alter: 65 Jahre
  • Geschlecht: Männlich
  • Anamnese: Langjähriger Diabetes mellitus Typ 2 mit neuropathischen Beschwerden. Der Patient klagt über eine nicht heilende Wunde am rechten Fuß.

Prädilektionsstellen

  • Fußballen und Ferse.

Klinisches Bild

  • Ulzeration am Fußballen (2 cm Durchmesser), umgeben von geröteter Haut.
  • Kein Gefühl an der betroffenen Stelle aufgrund diabetischer Neuropathie.
  • Druckstellen an der Ferse, aber keine offenen Wunden.

Diagnose

  • Diabetisches Fußsyndrom mit Ulkus am Fußballen.

Therapie

  1. Wundversorgung:
    • Chirurgisches Débridement, um nekrotisches Gewebe zu entfernen.
    • Auftragen eines hydroaktiven Verbandes, der die Heilung fördert.
  2. Druckentlastung:
    • Anpassung eines speziellen Entlastungsschuhs, um Druck auf den Fußballen zu verringern.
  3. Systemische Therapie:
    • Antibiotikatherapie bei Verdacht auf Infektion.
    • Optimierung der Blutzuckerkontrolle mit Insulin oder oralen Antidiabetika.

Prävention

  • Regelmäßige Kontrolle der Füße durch einen Podologen.
  • Vermeidung von Barfußgehen, um Verletzungen zu verhindern.
  • Verwendung von individuell angepasstem Schuhwerk zur Druckentlastung.

Zusammenfassung

Prädilektionsstellen sind spezifische Körperregionen, die aufgrund anatomischer, physiologischer oder mechanischer Besonderheiten besonders anfällig für Erkrankungen sind. Beispiele sind das Steißbein bei Dekubitus, die Ellenbogen bei Psoriasis oder die Fußsohlen beim diabetischen Fußsyndrom. Diagnostik und Therapie konzentrieren sich auf gezielte Untersuchungen, wie Hautinspektionen oder Bildgebung, sowie lokale und systemische Behandlungen, etwa Druckentlastung, topische Medikamente oder orthopädische Hilfsmittel. Präventivmaßnahmen wie regelmäßige Lagerung, Hautpflege, ergonomische Anpassungen und Patientenschulungen sind essenziell. Fallbeispiele verdeutlichen die Praxisrelevanz, z. B. durch frühzeitige Therapie bei Druckgeschwüren, stressreduzierende Maßnahmen bei Psoriasis oder professionelle Fußpflege bei Diabetes.

Quellen

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  • Schilling, J. et al. (2019): Dekubitusprophylaxe in der Pflege – aktuelle Empfehlungen. Pflegewissenschaft, 38(7), S. 22–29. DOI: 10.1007/s00103-019-0294-7.
  • Kempf, W. und Burg, G. (2018): Dermatologische Diagnostik und Prädilektionsstellen von Hauterkrankungen. Hautarzt, 69(3), S. 211–217. DOI: 10.1007/s00105-018-0302-4.
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) (2021): Diabetisches Fußsyndrom – Leitlinienempfehlungen zur Prävention und Behandlung. Verfügbar unter: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de [Zugriff: 27. November 2024].
  • WHO (2022): Global guidelines on the prevention of pressure ulcers. World Health Organization. Verfügbar unter: https://www.who.int [Zugriff: 27. November 2024].
  • Meyer, L. et al. (2020): Neuropathie und Ulzerationen beim diabetischen Fuß. Diabetologie, 15(6), S. 345–353. DOI: 10.1016/j.diabet.2020.08.001.
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