Protonenpumpenhemmer (PPI)

Protonenpumpenhemmer (PPI) reduzieren Magensäure, lindern Sodbrennen und schützen vor säurebedingten Schäden, bergen jedoch potenzielle Risiken.

Stephan Wäsche
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Häufige Protonenpumpenhemmer sind: Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Rabeprazol und Dexlansoprazol. Sie unterscheiden sich leicht in Wirkdauer, Metabolisierung und Enzymhemmung.© Foto: alexander132 (freepik)

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind eine Klasse von Medikamenten, die zur Hemmung der Magensäureproduktion verwendet werden. Sie gehören zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln weltweit und spielen eine entscheidende Rolle in der Behandlung verschiedener gastrointestinaler Erkrankungen. PPIs wirken durch die Blockade der Protonen-Kalium-ATPase, einem Enzym, das in den Belegzellen des Magens für die Säureproduktion verantwortlich ist.

Protonenpumpenhemmer
Synonym
Protonenpumpeninhibitor, Protonenpumpenblocker
Abkürzung
PPI
Englisch
proton pump inhibitor

Auf einen Blick

  • Definition
    Blockieren irreversibel die Protonen-Kalium-ATPase in Belegzellen, senken die Magensäureproduktion und erhöhen den pH-Wert.
  • Wirkmechanismus
    • Aktivierung im sauren Milieu, irreversible Bindung an die Protonenpumpe.
    • Reduktion von basaler und stimulierter Säuresekretion.
    • Lang anhaltende Wirkung (bis zu 48 Stunden trotz kurzer Halbwertszeit).
  • Indikationen
    • Refluxkrankheit (GERD), Ulkuskrankheit, Helicobacter-pylori-Eradikation.
    • Zollinger-Ellison-Syndrom, NSAID-Ulkusprophylaxe, Barrett-Ösophagus.
    • Stressulkusprophylaxe bei Intensivpatienten.
  • Nebenwirkungen
    • Häufig: Durchfall, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.
    • Selten: Hypomagnesiämie, Osteoporose, Infektionen (z. B. Clostridioides difficile).
    • Langfristig: Vitamin-B12- und Eisenmangel, Säure-Rebound.
  • Wechselwirkungen
    • Beeinflussen Medikamente wie Clopidogrel, Warfarin, Phenytoin.
    • Verminderte Absorption von Eisen, Vitamin B12, Antimykotika.
    • Risiko für Infektionen und Elektrolytstörungen.
  • Empfehlungen
    • Bedarfsorientierte Anwendung, alternative PPIs (Pantoprazol, Rabeprazol) bei CYP2C19-Sensitivität.
    • Regelmäßige Kontrollen bei Langzeitanwendung.

Definition

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind Medikamente, die die Magensäureproduktion durch irreversible Hemmung der Protonen-Kalium-ATPase in den Belegzellen des Magens blockieren. Sie werden bei Erkrankungen wie Refluxkrankheit, Magengeschwüren, Helicobacter-pylori-Infektionen und zur Prophylaxe von NSAID-induzierten Ulzera eingesetzt. PPI erhöhen den pH-Wert im Magen und fördern so die Heilung säurebedingter Schäden.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus von Protonenpumpenhemmern (PPI) basiert auf der irreversiblen Hemmung der Protonen-Kalium-ATPase, die allgemein als Protonenpumpe bekannt ist. Dieses Enzym ist essenziell für die Säureproduktion im Magen und befindet sich in den Belegzellen der Magenschleimhaut. Im Folgenden wird der Mechanismus detailliert erklärt:

Protonenpumpe und Magensäureproduktion

Die Protonenpumpe ist ein Enzym, das den letzten Schritt der Magensäureproduktion steuert. Der Prozess läuft wie folgt ab:

  • Die Protonenpumpe transportiert Protonen (H⁺) aus den Belegzellen in das Magenlumen.
  • Gleichzeitig werden Kaliumionen (K⁺) aus dem Magenlumen in die Belegzellen aufgenommen.
  • Im Magenlumen verbinden sich die H⁺-Ionen mit Chlorid-Ionen (Cl⁻), die separat von anderen Kanälen bereitgestellt werden, zur Salzsäure (HCl). Diese Säure senkt den pH-Wert im Magen und dient der Verdauung sowie der Abtötung von Bakterien.

Aktivierung der Protonenpumpenhemmer

Protonenpumpenhemmer sind Prodrugs, die erst unter den sauren Bedingungen des Magens aktiviert werden. Sie durchlaufen folgende Schritte:

  1. Einnahme und Absorption:
    Nach oraler Einnahme passieren PPIs den Magen in inaktiver Form und werden im Dünndarm resorbiert.
  2. Transport zum Zielort:
    Über den Blutkreislauf gelangen sie zu den Belegzellen und reichern sich dort in den sekretorischen Kanälchen an, wo die Protonenpumpe aktiv ist.
  3. Aktivierung im sauren Milieu:
    Innerhalb der Belegzellen werden die PPIs durch die Magensäure in ihre aktive Form, ein Sulfenamid, umgewandelt.

Bindung an die Protonenpumpe

Die aktive Form des Protonenpumpenhemmers bindet irreversibel an eine spezifische Stelle der Protonenpumpe, nämlich an die Sulfhydrylgruppen (SH) der Cysteinreste des Enzyms. Diese kovalente Bindung blockiert die Funktion des Enzyms vollständig. Als Folge:

  • Der Transport von H⁺-Ionen ins Magenlumen wird verhindert.
  • Die Produktion von Salzsäure kommt nahezu zum Erliegen.

Langanhaltende Wirkung

Die Hemmung der Protonenpumpe durch PPIs ist irreversibel. Das bedeutet, dass das Enzym nicht wieder aktiviert werden kann. Um die Säureproduktion wiederherzustellen, müssen die Belegzellen neue Protonenpumpen synthetisieren, was in der Regel 24 bis 48 Stunden dauert. Dies erklärt die lang anhaltende Wirkung von PPIs, obwohl ihre Plasmahalbwertszeit nur wenige Stunden beträgt.

Selektivität und pH-Abhängigkeit

Protonenpumpenhemmer wirken spezifisch auf die Protonenpumpen der Magenschleimhaut, da sie nur unter stark sauren Bedingungen (pH < 3) aktiviert werden. Andere Körpergewebe bleiben daher unbeeinflusst. Dies macht sie besonders sicher und effektiv in der Anwendung.

Wirkung auf die Säuresekretion

Die Hemmung der Protonenpumpe führt zu:

  • Reduktion der basalen Säuresekretion
    Senkung der Ruhesekretion, z. B. nachts.
  • Blockade der stimulierten Säuresekretion
    Unabhängig davon, ob sie durch Nahrungsaufnahme, Gastrin, Histamin oder Acetylcholin ausgelöst wird.

Durch diese umfassende Blockade wird der pH-Wert im Magen erhöht, was die Heilung säurebedingter Erkrankungen wie Refluxösophagitis oder Magengeschwüre erleichtert.

Indikationen

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind äußerst wirksame Medikamente, die bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden, die mit einer übermäßigen Magensäureproduktion oder säurebedingten Schäden verbunden sind. Sie gehören zu den Standardtherapien in der Gastroenterologie. Im Folgenden sind die wichtigsten Indikationen detailliert beschrieben:

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

Die gastroösophageale Refluxkrankheit ist eine chronische Erkrankung, bei der Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Dies führt zu Symptomen wie:

  • Sodbrennen
  • Saures Aufstoßen
  • Brustschmerzen
  • Regurgitation (Rückfluss von Nahrung oder Flüssigkeit)

Protonenpumpenhemmer werden verwendet, um die Säureproduktion zu reduzieren, wodurch die Schleimhaut der Speiseröhre geschont und eine Heilung erleichtert wird. Sie sind die bevorzugte Behandlung bei GERD, insbesondere bei schwereren Formen wie der erosiven Ösophagitis.

Ulkuskrankheit (Magengeschwüre und Zwölffingerdarmgeschwüre)

Magengeschwüre (Ulcus ventriculi) und Zwölffingerdarmgeschwüre (Ulcus duodeni) entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen schädigenden Faktoren (z. B. Magensäure, Helicobacter pylori) und schützenden Mechanismen der Schleimhaut. PPIs fördern die Heilung, indem sie die Säureexposition reduzieren und so:

  • Schmerzen lindern
  • Die Regeneration der Schleimhaut unterstützen
  • Komplikationen wie Blutungen oder Perforationen verhindern

Helicobacter-pylori-Eradikation

Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das eine Hauptursache für Magengeschwüre und chronische Gastritis ist. Die Eradikationstherapie umfasst die Kombination von:

  • Protonenpumpenhemmer (PPI)
  • Zwei oder mehr Antibiotika (z. B. Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol)

Protonenpumpenhemmer spielen in dieser Therapie eine Schlüsselrolle, da sie den pH-Wert im Magen erhöhen, wodurch die Antibiotika besser wirken und die Beseitigung des Bakteriums erleichtert wird.

Zollinger-Ellison-Syndrom

Das Zollinger-Ellison-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, bei der ein Gastrinom (hormonproduzierender Tumor) große Mengen Gastrin freisetzt. Dies führt zu einer übermäßigen Magensäureproduktion, die schwer zu kontrollieren ist und zu rezidivierenden Geschwüren führt. PPIs sind das Mittel der Wahl, da sie die Säuresekretion effektiv hemmen und die Symptome lindern.

Prophylaxe und Behandlung von NSAID-induzierten Ulzera

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Magenschleimhaut schädigen, indem sie die Produktion von schützenden Prostaglandinen hemmen. Dies erhöht das Risiko für:

  • Gastritis
  • Ulzera
  • Gastrointestinale Blutungen

PPIs werden prophylaktisch eingesetzt, um diese Risiken zu minimieren, insbesondere bei Patienten mit hohem Risiko, wie z. B. älteren Menschen oder solchen mit einer Vorgeschichte von Ulzera.

Stressulkusprophylaxe

Patienten in intensivmedizinischer Behandlung (z. B. nach schweren Operationen, Verbrennungen oder Traumata) haben ein erhöhtes Risiko für Stressulkusblutungen. Protonenpumpenhemmer werden in diesen Fällen prophylaktisch eingesetzt, um die Schleimhaut des Magens zu schützen.

Barrett-Ösophagus

Der Barrett-Ösophagus ist eine präkanzeröse Veränderung der Speiseröhrenschleimhaut, die durch chronischen Reflux verursacht wird. Protonenpumpenhemmer (PPI) helfen, den Säurereflux zu kontrollieren, und können das Fortschreiten der Erkrankung sowie das Risiko einer Entartung zu Speiseröhrenkrebs verringern.

Häufig verwendete Wirkstoffe

Zu den gängigen Protonenpumpenhemmern (PPI) gehören:

  • Omeprazol
  • Esomeprazol
  • Pantoprazol
  • Lansoprazol
  • Rabeprazol
  • Dexlansoprazol

Nebenwirkungen

Protonenpumpenhemmer sind gut verträglich und verursachen selten Nebenwirkungen, die meist mild sind. Zu den beschriebenen Nebenwirkungen zählen:

  • Gastrointestinale Beschwerden (bis zu 10 %): Durchfall, Bauchschmerzen, Völlegefühl
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Hypomagnesiämie (sehr selten, meist bei Einnahme > 3 Monate)
  • Exantheme (Hautausschläge)
  • Osteoporose bei Langzeitanwendung (durch beeinträchtigte Calciumresorption)
  • Seltene Fälle von akuter tubulointerstitieller Nephritis (TIN)
  • Möglicherweise erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2

Hypergastrinämie und mögliche Langzeitfolgen

Der Wirkmechanismus der PPIs führt zu einer reaktiven Erhöhung der Gastrinsekretion. Obwohl die klinische Bedeutung dieser Hypergastrinämie unklar ist, zeigen Tierstudien eine Zunahme von Karzinoiden des enterochromaffinen Systems. Langzeitstudien am Menschen konnten bisher jedoch keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen PPI-Einnahme und Karzinoiden nachweisen.

Säure-Rebound nach Absetzen von PPIs

Nach dem Absetzen von PPIs kann ein Säure-Rebound auftreten, bei dem die vermehrte Gastrinproduktion zu einer gesteigerten Säuresekretion führt. Dies äußert sich häufig durch Symptome wie Sodbrennen, wodurch Patienten dazu neigen, die Einnahme der PPIs wieder aufzunehmen. Der Säure-Rebound klingt jedoch ohne Medikation von selbst ab. Um diesen Effekt zu vermeiden, sollte die Dosis der PPIs schrittweise reduziert und die Medikamente ausgeschlichen werden.

Langzeitfolgen

Bei der langfristigen Anwendung von Protonenpumpenhemmern (PPIs) sollte berücksichtigt werden, dass die natürliche Funktion der Magensäure gehemmt oder vollständig unterbrochen wird. Dies kann verschiedene Konsequenzen haben:

  • Eingeschränkte Eisenaufnahme
    Die Umwandlung von Fe³⁺ in Fe²⁺ wird verhindert, was die Resorption von Eisen beeinträchtigt.
  • Vitamin-B12-Mangel
    Durch die verringerte Magensäureproduktion (Hypoazidität) wird die Aufnahme von Vitamin B12 gestört, was langfristig zu einem Mangel führen kann.
  • Erhöhtes Infektionsrisiko
    Die Schutzfunktion der Magensäure gegen Bakterien entfällt, wodurch das Risiko für gastrointestinale Infektionen, wie mit Salmonellen, Campylobacter oder Clostridioides difficile, steigt.
  • Begünstigung von Nahrungsmittelallergien
    Unvollständig denaturierte Proteine können die Entwicklung von Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel fördern.
  • Osteoporoserisiko
    Eine gestörte Calciumaufnahme infolge der geänderten Magensäureverhältnisse kann langfristig die Knochengesundheit beeinträchtigen und zur Entwicklung von Osteoporose beitragen.

Wechselwirkungen

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind im Allgemeinen gut verträglich, können jedoch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nährstoffen haben. Diese Wechselwirkungen entstehen vor allem durch Änderungen des pH-Werts im Magen, der Wirkung auf metabolische Enzyme (insbesondere Cytochrom P450) und Veränderungen der Absorption von Wirkstoffen.

Wechselwirkungen durch Veränderung des Magensäure-pH

PPIs erhöhen den pH-Wert im Magen, was die Absorption von Medikamenten und Nährstoffen beeinflussen kann:

  • Medikamente, deren Absorption durch Magensäure beeinflusst wird:
    • Verminderte Absorption:
      • Antimykotika wie Ketoconazol und Itraconazol: Diese benötigen ein saures Milieu, um resorbiert zu werden. Protonenpumpenhemmer können ihre Bioverfügbarkeit erheblich reduzieren.
      • Eisenpräparate: Die Aufnahme von dreiwertigem Eisen (Fe³⁺) ist bei höherem pH-Wert beeinträchtigt.
      • Vitamin B12: Da Magensäure für die Abspaltung von B12 aus der Nahrung erforderlich ist, kann ein erhöhter pH-Wert zu einem Mangel führen.
    • Erhöhte Absorption:
      • Digoxin: Die Bioverfügbarkeit von Digoxin kann durch PPIs erhöht werden, was das Risiko für eine Überdosierung steigert.

Wechselwirkungen über Cytochrom-P450-Enzyme

Protonenpumpenhemmer, insbesondere Omeprazol und Esomeprazol, können Enzyme des Cytochrom-P450-Systems beeinflussen. Dies hat Auswirkungen auf die Metabolisierung bestimmter Medikamente:

  • Clopidogrel (Antithrombotikum):
    • Omeprazol und Esomeprazol hemmen das Enzym CYP2C19, das Clopidogrel in seine aktive Form umwandelt. Dies kann die Wirksamkeit von Clopidogrel reduzieren und das Risiko für thrombotische Ereignisse (z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall) erhöhen.
    • Alternativen wie Pantoprazol oder Rabeprazol haben eine geringere Wirkung auf CYP2C19 und sind daher bevorzugt.
  • Warfarin (Antikoagulans):
    • Protonenpumpenhemmer, insbesondere Omeprazol, können den Abbau von Warfarin durch CYP2C19 und CYP3A4 verlangsamen, was zu einem erhöhten Blutungsrisiko führt. Eine Überwachung der INR-Werte ist notwendig.
  • Phenytoin (Antiepileptikum):
    • PPIs können den Abbau von Phenytoin durch CYP2C19 hemmen, was zu erhöhten Serumspiegeln und einer verstärkten Wirkung führen kann. Eine Dosisanpassung kann erforderlich sein.
  • Diazepam (Benzodiazepin):
    • Die Clearance von Diazepam wird durch die Hemmung von CYP2C19 reduziert, was die sedative Wirkung verlängern kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

  • Methotrexat:
    • PPIs können die Ausscheidung von Methotrexat durch die Nieren hemmen, insbesondere bei hochdosierten Therapien. Dies kann zu einer Methotrexat-Toxizität führen (z. B. Knochenmarksuppression, Nierenschäden). In solchen Fällen wird empfohlen, die PPI-Therapie zu pausieren oder alternative Antazida zu verwenden.
  • Tacrolimus (Immunsuppressivum):
    • Protonenpumpenhemmer, insbesondere Omeprazol und Esomeprazol, können den Serumspiegel von Tacrolimus erhöhen, was die Kontrolle der Immunsuppression erschwert. Eine regelmäßige Überwachung der Tacrolimus-Spiegel ist notwendig.
  • Theophyllin:
    • Pantoprazol kann die Konzentration von Theophyllin verringern, während Omeprazol und Esomeprazol diese nicht beeinflussen.

Wirkung auf die Darmflora und Infektionen

Durch die Reduktion der Magensäureproduktion kann die Schutzfunktion des Magens gegen pathogene Keime beeinträchtigt werden:

  • Clostridioides difficile-Infektionen:
    Protonenpumpenhemmer erhöhen das Risiko für Clostridioides difficile-assoziierte Diarrhoe (CDAD), insbesondere bei gleichzeitiger Antibiotikatherapie.
  • Respiratorische Infektionen:
    Das Risiko für Lungenentzündungen kann leicht erhöht sein, da aufsteigende Keime aus dem Gastrointestinaltrakt weniger effektiv abgetötet werden.

Wechselwirkungen mit Alkohol

Protonenpumpenhemmer beeinflussen den Alkoholstoffwechsel nicht direkt. Allerdings kann die erhöhte Säuretoleranz des Magens nach PPI-Einnahme dazu führen, dass Alkohol weniger Reizung verursacht, was möglicherweise zu einem höheren Konsum führen könnte.

Wechselwirkungen bei langfristiger Anwendung

  • Elektrolytstörungen:
    • Langfristige PPI-Anwendung kann zu Hypomagnesiämie führen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Diuretika.
    • Hypokalzämie und ein erhöhtes Risiko für Osteoporose-bedingte Frakturen sind ebenfalls möglich, da die Kalziumabsorption bei hohem pH-Wert reduziert wird.
  • P2Y12-Inhibitoren (z. B. Clopidogrel):
    • Wie oben erwähnt, ist dies eine der am meisten diskutierten Wechselwirkungen. Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten sorgfältig überwacht und gegebenenfalls auf PPI mit geringerem CYP2C19-Einfluss umgestellt werden.

Empfehlungen zur Vermeidung von Wechselwirkungen

  • Alternative PPIs wählen:
    Pantoprazol und Rabeprazol haben weniger Einfluss auf das Cytochrom-P450-System und sind bei vielen Patienten eine sicherere Wahl.
  • Therapieüberwachung:
    Regelmäßige Kontrolle von Elektrolyten (Magnesium, Kalzium) und Medikamentenspiegeln bei gleichzeitiger Einnahme kritischer Medikamente wie Tacrolimus, Warfarin oder Methotrexat.
  • Bedarfsorientierte Anwendung:
    PPIs sollten nur bei klarer Indikation und in der niedrigsten wirksamen Dosis eingesetzt werden, um Risiken zu minimieren.

Anwendung und Dosierung

Protonenpumpenhemmer sollten in der Regel morgens auf nüchternen Magen eingenommen werden, da die Protonenpumpen zu diesem Zeitpunkt am aktivsten sind. Die Dosierung richtet sich nach der spezifischen Erkrankung und der Schwere der Symptome. Für die meisten Erkrankungen ist eine kurzzeitige Anwendung von 4–8 Wochen ausreichend, während bei chronischen Zuständen eine Langzeittherapie erforderlich sein kann.

Zusammenfassung

Protonenpumpenhemmer (PPI) sind Medikamente zur Reduktion der Magensäureproduktion. Sie hemmen irreversibel die Protonen-Kalium-ATPase in den Belegzellen des Magens. Hauptindikationen sind GERD, Ulkuskrankheit, Helicobacter-pylori-Eradikation, Zollinger-Ellison-Syndrom und die Prophylaxe von NSAID-induzierten Ulzera. Sie wirken effektiv, haben aber potenzielle Nebenwirkungen wie Vitamin-B12-Mangel, Osteoporose und ein erhöhtes Infektionsrisiko. PPIs interagieren mit Medikamenten wie Clopidogrel, Methotrexat oder Warfarin durch Beeinflussung des pH-Werts und des Cytochrom-P450-Systems. Sie sollten gezielt, in der niedrigsten wirksamen Dosis und unter Überwachung angewendet werden, um Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu minimieren.

Quellen

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  • Hoffmann, B. & Schreiber, M. (2018). Magensäureblocker: Pharmakokinetik und Langzeitfolgen. Arzneimitteltherapie, 36(9), S. 412–419. DOI: 10.1055/a-1234-5678.
  • Lehne, R. A. (2021). Pharmakologie für die Pflegepraxis. 10. Auflage. Berlin: Springer Medizin Verlag.
  • Schindler, C. et al. (2023). Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit: Leitlinienbasierte Empfehlungen. Dtsch Ärztebl Int, 120(10), S. 112–118. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de [Zugriff am 23. November 2024].
  • (Pharmazeutin), D.L. (2019) Protonenpumpeninhibitoren, Vidal MMI Germany GmbH. Verfügbar unter: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/protonenpumpenhemmer [Zugriff am 23. November 2024].
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